FAIR UNTERWEGS



FAIRES REISEN

1. Feilschen

Die 15-minütige Fahrt im Gemeinschafts-Tuk-Tuk ins Zentrum von Pakse in Südlaos kosten 10'000 Kip pro Person (Fr. 1.20). Der Preis wurde nicht vorab vereinbart und ein Einheimischer würde wahrscheinlich 8'000 Kip bezahlen, also 24 Rappen weniger. Wir sind zu viert und steigen aus. Der Fahrer reicht uns unsere Gepäckstück vom Dach. Er nennt den Preis. 10'000 Kip. Die zwei Anderen fangen sofort mit der Diskussion an, dass dieser Preis viel zu hoch sei. Der Eine drückt dem Fahrer 5'000 Kip in die Hand und sagt ihm auf Englisch, dass dieser Betrag bei weitem genug sei. Der Fahrer ist unzufrieden. Der Zweite Tourist mischt sich ein. Er will ebenfalls nur 5'000 Kip bezahlen. Ich blicke Flo an. Genau wie ich, nervt auch sie sich. Ich ziehe das Geld aus der Hosentasche und gebe dem Fahrer unsere 20'000 Kip. Es ist sechs Uhr morgens und wir sind froh, dass überhaupt ein Tuk Tuk Fahrer bei der Busstation gewartet hatte. Wir nehmen unser Gepäck und suchen uns ein Hotel und hoffen, dass der Fahrer nicht nachgegeben hat.

Solche Situationen treffen wir jeden Tag an. Reiche Touristen die mit armen Einheimischen um 50 Rappen oder weniger minutenlang feilschen. Muss man sich da nicht überlegen, wem die 50 Rappen mehr Nutzen bringen? Natürlich feilschen wir auch, denn die Preise für Transporte, Kleider, Souvenirs und Hotels sind häufig nicht fix und werden für Touristen natürlich höher angesetzt. Wann feilschen wir also und wann nicht? Gleiches Beispiel:
Einen Tag später wollen wir ein Tuk Tuk aus Pakse hinaus zur Busstation. Wir wissen der normale Preis ist um die 10'000 Kip. Wir winken ein Tuk Tuk heran und sagen ihm, wohin wir wollen. Er überlegt kurz und nennt seinen Preis 70'000 Kip (für uns beide). Ein Halsabschneider. Ich habe nicht einmal Lust mit ihm zu feilschen und winke ab. Er senkt den Preis auf 50'000 doch wir sind schon ein paar Schritte von ihm entfernt. An der nächsten Kreuzung finden wir einen Fahrer. 30'000 Kip für zwei. Ich sage ihm, dass wir bereit seien, ihm 20'000 Kip zu bezahlen. Er willigt ein. 

Esswaren in kleinen Marktständen oder in Restaurants sind mit einem Fixpreis festgelegt, dieser ist also nicht verhandelbar. Dennoch gibt es immer wieder Touristen, die auch diese Preise runterhandeln wollen. In Indien war ich Zeuge, wie ein Tourist (ich sage die Nationalität nicht, aber es war typisch) den Preis von einem Samosa (vegetarsiche Teigtasche) erfragte. Der Preis war 5 Rupien (10 Rappen). Der Tourist wollte aber vier Samosas und verlangte einen Mengenrabatt. 

Wir finden die Einstellung grundsätzlich falsch, dass wir Westler in den Osten reisen und uns einfach in den Kopf gesetzt haben, dass Essen, Waren und Dienstleistungen hier grundsätzlich nichts kosten sollten. So sind die Preise wahrscheinlich auch das beliebteste Thema unter den Reisenden und der Ausspruch "das ist aber teuer" hört man alle paar Sekunden.


2. Trinkgelder

Asien hat keine Trinkgeld-Kultur. Wir tippen im Normalfall nicht, runden aber einen ungeraden Betrag manchmal auf oder anerkennen einen guten Service mit einem kleinen Tipp. Faire Taxifahrer werde ebenfalls mit einem kleinen Trinkgeld belohnt. 

Durch den Einfluss des Tourismus haben sich die Länder hier unterschiedlich entwickelt. Ich China ist es verboten, Trinkgelder anzunehmen. In Indonesien werden Trinkgelder verwundert angenommen, in Malaysia eher verwundert abgelehnt, in Laos mit einem Lächeln und Kop Chai Lai Lai angenommen und in den touristenverseuchten Orten in Vietnam wird gerne darauf hingewiesen, dass ein Tipp angebracht wäre.


3. Spenden

Es geschieht oft, dass wir von Bettlern um einen kleinen Betrag gebeten werden. Wir haben unsere eigene Regeln erstellt, wer was erhält:
Alte Leute, körperlich oder geistig Behinderte, entstellte oder von Lepra gezeichnete und einfach solche, die bisher im Leben kein Glück hatten erhalten von uns immer eine kleine Summe an Geld. Hier in Cambodia zum Beispiel gaben wir 1000 Riel (25 Rappen). Für uns eine wirklich kleine Summe, doch für einen Bettler eine grosse Hilfe.
Leider gibt es auch immer wieder Kinder die betteln. Kinder erhalten kein Geld von uns, jedoch wenn möglich etwas zu Essen. Meistens gibt es einen kleinen Laden um die Ecke, wo wir Brot oder ein Pack Kekse für das bettelnde Kind kaufen können. Hinter einem bettelndem Kind steckt meist eine kriminelle Organisation. Würde man dem Kind also Geld geben, würde das Kind den Betrag am Ende des Tages seinem Boss abliefern. Essen jedoch, wird immer vor unseren Augen vertilgt. In Indien werden Kinder absichtlich verstümmelt, da sie auf diese Art bei den Touristen mehr Mitleid erregen und dadurch mehr Geld erhalten. Dies darf auf keinen Fall mit Geld unterstützt werden, jedoch sind Treffen mit solchen Kindern das Traurigste, was man auf einer Reise sehen kann. 

In den Dörfern fragen Kinder stets nach einem "Pen" (Kugelschreiber). Dies sehen wir nicht als betteln an, doch wird in einigen Reiseführern davon abgeraten (z. Bsp. im Guide Routard) den Kindern Stifte zu geben, da diese Stifte angeblich zu einem Sammelpunkt gebracht werden und dann wieder verkauft werden. Das ist natürlich absoluter Quatsch. Manchmal kaufen wir ein Pack Filzstifte und verteilen diese unter den Kindern. Das Strahlen in den Augen verrät uns, dass diese Stifte nicht weiter verkauft werden. Meist beginnen die Kinder auch sofort, damit zu zeichnen oder sich gegenseitig zu bemalen. 


4. Den Reichtum verteilen (Spread the wealth)

Die meisten Hotels in Asien sind auf Touristen eingestellt und bieten das volle Programm an. In einem Guesthouse kann man also auch essen und trinken, die Wäsche waschen lassen, Bus- oder Zugtickets buchen, auf dem Internet surfen oder eine Bootstour zum nächsten Wasserfall buchen. 
Daneben gibt es aber auch Wäschereien, deren Kerngeschäft es ist, Wäsche zu waschen. Es gibt Agenturen, deren Job es ist, Tickets zu buchen und es gibt kleine lokale Restaurants, die nur überleben können, wenn Touristen auch mal bei ihnen essen und trinken. 
Wir achten stark darauf, dass wir unseren "Reichtum" fair verteilen. Wasser und Bier kaufen wir im kleinen Shop um die Ecke und die dreckige Wäsche geben wir in eine Wäscherei usw. So bekommen möglichst viele Leute etwas von unserem Geld ab.