Die Distanz zwischen Pahalgam und Srinagar ist eigentlich nur 92 km. Trotzdem brauchten wir mit dem Maruti Suzuki 3.5 Stunden. In Srinagar wurde ich sehr schnell von einem Shikara (typisches Boot) Fahrer aufgegabelt und zu diversen Hausbooten gebracht. 1500 Rupien für dieses (Fr. 30.-- / € 25), 900 Rupien für jenes (Fr. 18.-- / € 15). Eigentlich werden alle Hausboote mit „Deluxe“ beschrieben, doch gibt es massive Qualitäts- und Preisunterschiede. Und natürlich gibt es die ganz schlauen, die nun „Super-Deluxe“ aufs Aushängeschild schreiben. Gut, schlussendlich fand ich ein Hausboot, mit nur einem Zimmer, mit keinem Schild. Anscheinend hiess das Hausboot Rock Head Paradise, was aber kein anderer Shikara-Fahrer wusste. Um zum Hausboot zurückzukommen musste man sagen, man will zum Black-Man oder „Kalya“, was wohl das gleiche in Urdu bedeutet. Der Besitzer des Bootes, Gulam, kommt aus Südindien und ist eine Spur dunkler als die Kashmiris. Daher Black-Man.
Bezahlen musste ich übrigens 500 Rupien, also Fr. 10.-- bzw. € 8.20.
Habe probiert einen Link aus google-map einzufügen. Wenn es denn klappt, dann könnt ihr hier sehen, wo mein Hausboot gelegen ist.
Rückblende:
September 2010, Rantepao, Sulawesi, Indonesien
Wir lernten dort wohl das verrückteste Reisepaar kennen. Nicht verrückt im eigentlichen Sinne, aber verrückt, was die Dauer der Reise anbelangt. Konni und Matt, gebürtige Deutsche, aber mittlerweile Weltbürger, sind seit nun über zehn Jahren unterwegs. Die ersten acht davon auf dem eigenen Segelschiff. Nun, schon damals haben wir viel gequatscht und Konni hatte uns gezeigt, wo man den Tuak, den lokalen Palmwein kaunfen kann.
Nun, es wundert nicht, dass ich genau Konni und Matt hier oben wieder getroffen habe. Zusammen haben wir ein paar gemütliche Stunden auf Ihrer Hausboot-Terrasse verbracht.
Ich bin mir sicher, wir werden die beiden irgendwo auf der Welt wieder sehen, aber bis es soweit ist, werden wir Ihre Reise auf dem hervorragenden Blog http://www.konniandmatt.blogspot.com/ mitverfolgen.
Am Morgen des zweiten Tages habe ich bei meiner Familie auf dem Boot einen Chai (Tee) getrunken. Ein paar Momente später habe ich gesehen, wo die Frau das Geschirr wäscht. Um es direkt zu sagen. Beim Heck scheisse ich rein, beim Bug wäscht sie das Geschirr. Nun weiss ich nicht, ob das medizinisch möglich ist, aber ich bin wohl ab meiner eigenen Scheisse krank geworden. Habe mir nämlich in Srinagar den bisher grössten Durchfall aufgelesen. Glücklicherweise hatte der Durchfall keine Nebenerscheinungen (Fieber, Kotzerei etc.) und war nach zwei Tagen auch schon wieder vergangen.
Am fünften Tag bin ich die vier Kilometer durch die spannende Altstadt bis zur Jama Masjid (Zentral-Moschee) gelatscht. Die Jama Masjid kann 33’000 betende Besucher aufnehmen. Kaum war ich drin, nachdem ich 10 Rupien Kameragebühr bezahlt hatte, wurde ich auch schon von einem jungen Mann mit langem Bart angesprochen. Die üblichste Frage zuerst: Woher kommst du? Ich antwortete ihm und er meinte sofort: Ah, dort wo sie den Bau von Minaretten verboten haben! Danke schön Schweizer Volk!
Die nächsten 1.5 Stunden verbrachten wir sitzend in der Moschee und quatschten über Islam, Atheismus, verschleierte Frauen, halb nackte Frauen, westliche Propaganda, Extremismus, Alkoholkonsum und vor allem über sein wichtigstes Anliegen, ein freies Kashmir.
300 km weiter südlich liegt Jammu. Die Busfaht dauerte 11 Stunden.
Es sind jetzt mittlerweile ein paar Tage vergangen, seit ich in Jammu war, doch mein Urteil hat sich nicht geändert. Jammu ist wohl das grösste "Shithole" der ganzen Reise. Kam dazu, dass alle Läden und Restaurants wegen Besuch eines Politchefs geschlossen wurden. Mehr gibt es zu Jammu nicht zu sagen.
DAS EINZIG INTERESSANTE IN JAMMU, WAR DIESES FILMPLAKAT BEI EINEM HALB ZERFALLENEN KINO